4,4 Millionen Deutsche wollten 2019 Mehrarbeit

Duisburg, 11. Oktober 2020

Im vergangenen Jahr 2019 wünschten sich knapp 4,4 Millionen Menschen im Alter von 15 bis 74 Jahren Arbeit oder eine Erhöhung ihrer Arbeitszeit. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) in Wiesbaden nach Ergebnissen der Arbeitskräfteerhebung mitteilte, sank das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial im Vergleich zum Vorjahr um fünf Prozent, was einem Minus von 231.000 Personen entspricht. Ob und in wieweit dieser Trend sich weiterhin fortsetzen oder durch die Corona-Krise im Jahr 2020 unterbrochen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt unklar. 

Das ungenutzte Arbeitskräftepotenzial setzte sich 2019 aus knapp 1,4 Millionen Erwerbslosen, rund 2,1 Millionen Unterbeschäftigten und 899. 000 Personen in Stiller Reserve zusammen. Im Vorjahresvergleich sanken sowohl die Zahl der Erwerbslosen – ein Rückgang von 95.000 Personen als auch die Zahl der Unterbeschäftigten, einem Minus von rund 109.000 deutlich. Die Zahl der Personen in Stiller Reserve ging nur leicht zurück, um rund 26.000 Personen. 

Unterbeschäftigte sind Erwerbstätige, die den Wunsch nach Erhöhung ihrer Arbeitszeit haben und dafür auch zur Verfügung stehen. Im Jahr 2019 waren in Deutschland 4,9 Prozent der Erwerbstätigen im Alter von 15 bis 74 Jahren nach eigenen Angaben unterbeschäftigt. 9,3 Prozent der Teilzeitbeschäftigten und 3,2 Prozent der Vollzeitbeschäftigten wünschten sich eine Erhöhung ihrer Arbeitszeit. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass Unterbeschäftigte in Vollzeit ihre Arbeitszeit meist nur um wenige Stunden erhöhen wollen.

Den 2,1 Millionen Unterbeschäftigten standen fast 1,5 Millionen Erwerbstätige gegenüber, die weniger arbeiten wollten. Diese so genannten Überbeschäftigten haben den Wunsch, ihre Arbeitszeit bei entsprechend verringertem Einkommen zu reduzieren. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich die Zahl der Überbeschäftigten weiter: 2019 gab es einen Zuwachs um 47.000 Personen, 2018 hatte es einen leichten Anstieg in Höhe von 23.000 Personen gegeben. 

Bei den Nichterwerbspersonen wird zwischen der Stillen Reserve, Sonstigen Nichterwerbspersonen mit Arbeitswunsch und Sonstigen Nichterwerbspersonen ohne Arbeitswunsch unterschieden.

Personen in Stiller Reserve haben überhaupt keine Arbeit, gelten nach den Kriterien der Internationalen Arbeitsorganisation jedoch nicht als erwerbslos. Zur Stillen Reserve gehören Personen, die zwar Arbeit suchen, jedoch kurzfristig (innerhalb von zwei Wochen) für eine Arbeitsaufnahme nicht zur Verfügung stehen. Dazu zählen auch Personen, die aus verschiedenen Gründen aktuell keine Arbeit suchen, aber grundsätzlich gerne arbeiten würden und dafür auch verfügbar sind.

Im Jahr 2019 gehörten 4,9 Prozent der Nichterwerbspersonen im Alter von 15 bis 74 Jahren zur Stillen Reserve. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Anteil unverändert. Dagegen hatte sich der Anteil der Sonstigen Nichterwerbspersonen mit generellem Arbeitswunsch im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr mit 6,5 Prozent leicht erhöht, 2018 waren es 6,4 Prozent.

Sonstige Nichterwerbspersonen mit generellem Arbeitswunsch zeigen eine geringere Arbeitsmarktnähe als Personen der Stillen Reserve, da sie weder eine Arbeit suchen noch kurzfristig verfügbar sind. Sie werden nicht zum ungenutzten Arbeitskräftepotenzial der hier verwendeten international vereinbarten Definition gezählt, sollten aber allein aufgrund ihrer Größenordnung von knapp 1,2 Millionen Personen bei der Analyse nicht außer Acht gelassen werden.