Ältere und Geringqualifizierte leiden unter Langzeitarbeitslosigkeit

Duisburg, 15. Juni 2016

Duisburg, 16. Juni 2016
 
Die Lage der Langzeitarbeitslosen ist natürlich schwierig, nicht nur in Deutschland. Einen neuen Job zu bekommen und anschließend dort auch wieder Fuß zu fassen ist sicher nicht einfach. Die Langzeitarbeitslosenquote in Deutschland ist im EU-Vergleich sogar sehr niedrig, dafür fällt der Wiedereinstieg hier viel schwieriger aus als in den Nachbarländern.

Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie der Bertelsmann Stiftung. Die Studie untersucht für alle 28 EU-Mitgliedsstaaten die Entwicklung von Langzeitarbeitslosigkeit und Inaktivität seit 2008, deren Struktur und Ursachen sowie Ansätze der aktiven Arbeitsmarktpolitik zur Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit.

Die deutsche Wirtschaft stellt ein, der Beschäftigungsrekord wird von Monat zu Monat immer weiter gesteigert. Das wirkt sich auch auf die immer kleiner werdende Gruppe der Langzeitarbeitslosen aus, allerdings nicht in dem Maße, wie die Beschäftigung zwischen Flensburg und Berchtesgaden zunimmt.

So lag die Quote der Langzeitarbeitslosen im Jahre 2008 noch bei 3,7 Prozent, im letzten Jahr sank diese auf 1,9 Prozent. Deutschland ist somit das einzige Land in Europa indem die Langzeitarbeitslosigkeit seit dem Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise stark abgenommen hat.

Trotzdem ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen mit rund 43,1 Prozent am Anteil der Arbeitslosen insgesamt sehr hoch. Dazu kommt noch, dass über ein Viertel der Langzeitarbeitslosen schon über 55 Jahre alt ist, oftmals auch nur gering qualifiziert, was auf jeden Dritten zutrifft, und auch häufig unter gesundheitlichen und sozialen Einschränkungen leidet.

Dagegen sind es im EU-Durchschnitt gerade einmal 13 Prozent, die in dieser Altersgruppe von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen sind. Zwei Drittel der deutschen Langzeitarbeitslosen sind bereits seit mehr als zwei Jahren ohne Arbeit, das ist in anderen EU-Ländern wie in Schweden und Österreich ganz anders. Oftmals beziehen ältere Langzeitzeitarbeitslose in Dänemark, Schweden und Österreich auch wesentlich schneller und früher Früh- oder Erwerbsminderungsrenten, stehen damit dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung und fallen aus der Statistik heraus.

„Jobverlust im Alter wird in Deutschland zunehmend zu einer Falle, aus der sich die Betroffenen nicht befreien können. Angesichts des demografischen Wandels und des steigenden Renteneintrittsalters müssen Politik und Unternehmen gemeinsam daran arbeiten, auch älteren Arbeitslosen neue Beschäftigungschancen zu eröffnen“, stellte Aart De Geus, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann Stiftung zur Situation vieler Langzeitarbeitsloser in Deutschland fest.