Duisburg, 16. Juni 2015
Wer nicht sofort eine Lehrstelle in Deutschland bekommt, der hat trotzdem noch gute Chance auch zwei Jahre nach Ende der Schullaufbahn auf einen Ausbildungsplatz. Berufsvorbereitende Maßnahmen im Übergangssystem qualifizieren deutschlandweit Jugendliche, die nicht direkt nach Beendigung ihrer Schullaufbahn eine Lehrstelle erhalten haben.
Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Untersuchung, die das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) in einem Feldexperiment festgestellt hat.
Demnach werden Bewerberinnen und Bewerber auch zwei Jahre nach Verlassen der Schule sogar häufiger zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, als Schüler, die direkt von der Schule in die Berufswelt einsteigen wollen.
Bei der Untersuchung wurden zwischen 2012 und 2013 747 fiktive Bewerbungen an die jeweiligen deutschen Betriebe und Unternehmen verschickt mit der Bewerbung für eine Ausbildungsstelle zur Bürokauffrau und auch zur Kauffrau für Bürokommunikation.
„Die erste Gruppe der fiktiven Bewerberinnen stand kurz vor dem Realschulabschluss bzw. dem mittleren Schulabschluss, die zweite Gruppe hatte nach diesem Abschluss ein Jahr lang eine berufsvorbereitende Bildungsmaßnahme angeschlossen und jobbte zum Zeitpunkt der Bewerbung; die dritte Gruppe hatte die Schule ebenfalls vor fast zwei Jahren abgeschlossen und jobbte ebenfalls zum Zeitpunkt der Bewerbung. Alle Bewerberinnen hatten denselben Notendurchschnitt.“
Das Ergebnis der Studie erbrachte, dass sogenannte Altbewerberinnen, die eine berufsvorbereitende Maßnahme absolviert haben, den anderen sehr häufig vorgezogen werden. Um 13 Prozent größer lagen deren Chancen zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, als Bewerberinnen, die direkt von der Schule kamen.
Die Chancen von Bewerbern, die nach ihrer Schullaufbahn lediglich gejobbt hatten, waren übrigens deutlich am geringsten zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.