„Bildung auf einen Blick“ – OECD Studie 2020

Duisburg, 08. September 2020

In „Bildung auf einen Blick“ vergleicht die OECD jährlich Bildungssysteme, Bildungsausgaben und Bildungserfolge in den OECD-Mitglieds- und -Partnerländern. Schwerpunkt der diesjährigen Ausgabe war die berufliche Aus- und Weiterbildung. Deutschland hat im diesjährigen Ländervergleich insgesamt gut abgeschnitten.

Junge Menschen schließen heute im Schnitt der OECD-Länder seltener eine Berufsausbildung ab als ihre Elterngeneration, stattdessen beginnen sie häufiger ein akademisches Studium. Zwar lässt sich dieser Trend auch in Deutschland beobachten, jedoch entscheiden sich hierzulande mit 46 Prozent aller Schülerinnen und Schüler des Sekundarbereichs II weiterhin recht viele für einen berufsbildenden Weg – vier Prozent mehr als im OECD-Schnitt.

Fast alle von ihnen (89 Prozent) sind in dualen Ausbildungsgängen eingeschrieben, die ihnen ein Zusammenspiel von schulischem und betrieblichen Lernen ermöglichen – fast dreimal so viele wie im OECD-Mittel (34 Prozent).

Nach wie vor sind die Berufsaussichten für Absolventinnen und Absolventen von beruflichen Ausbildungsgängen gut. In 2019 waren 88 Prozent der 25- bis 34-Jährigen mit einem Berufsabschluss der Sekundarstufe II oder mit einer postsekundären Berufsausbildung beschäftigt. Ihr Beschäftigungsniveau ist damit genauso hoch wie das ihrer Altersgenossen mit einem tertiären Bildungsabschluss.

Deutschland hat die berufliche Bildung auch anschlussfähiger gemacht: Den meisten Absolventinnen und Absolventen steht der Übergang in höhere Bildungsgänge offen, im OECD-Vergleich gilt das nur für etwas mehr als zwei Drittel. Allerdings wird diese Möglichkeit noch nicht so oft genutzt wie in anderen Ländern, etwa der Schweiz.

Insgesamt hält auch in Deutschland der Trend hin zu akademischer oder höherer beruflicher Bildung an: In den letzten zehn Jahren hat sich der Anteil junger Menschen mit einem solchen Tertiärabschluss um acht Prozentpunkte erhöht. Bei der Anfängerquote für tertiäre Bildungsgänge liegt Deutschland mit 45 Prozent inzwischen nah am OECD-Mittel von 49 Prozent.

Ein Grund für die Attraktivität höherer Bildungsabschlüsse sind die Einkommensvorteile, die sich damit erzielen lassen. Ganzjährig Vollzeitbeschäftigte mit einem tertiären Abschluss verdienen in Deutschland etwa 61 Prozent mehr als solche, die nur eine Berufsausbildung oder Abitur als höchsten Bildungsabschluss vorweisen können.

Im OECD-Mittel liegt der Gehaltsvorsprung bei 54 Prozent. Über das Gehalt hinaus legen die Zahlen für Menschen mit Tertiärabschluss einen weiteren Vorteil nahe. So teilen rund 61 Prozent der in Deutschland befragten Erwachsenen mit Tertiärabschluss die Einschätzung, dass sie bei dem, was die Regierung macht, mitreden können. Unter den Personen mit Bildungsstand unterhalb eines Sekundar-II-Abschlusses geben dies nur 36 Prozent an.

Bei den Bildungsausgaben befindet sich Deutschland mit etwa 13.500 US-Dollar pro Vollzeitbildungsteilnehmer über dem OECD-Durchschnitt von ca. 11.200 US-Dollar (jüngste Zahlen von 2017). Gemessen am Bruttoinlandsprodukt gibt Deutschland mit 4,2 Prozent allerdings etwa 0,7 Prozentpunkte weniger aus (2017). Die Ausgaben pro Schülerin und Schüler fallen in Deutschland bei den berufsbildenden Bildungsgängen des Sekundarbereichs II besonders hoch aus, wo sie etwa 40 Prozent über dem OECD-Mittel liegen.

Die Wirtschaft leistet hier einen wesentlichen Beitrag. Im Primarbereich entsprechen die Ausgaben pro Schülerin und Schüler etwa dem OECD-Durchschnitt, im Sekundar-I-Bereich liegen sie um 14 Prozent höher. Im Tertiärbereich liegt Deutschland über dem Durchschnitt, wenn die Ausgaben für Forschung- und Entwicklung mitgezählt werden. Werden sie ausgeklammert, sind die deutschen Ausgaben pro Bildungsteilnehmer im Tertiärbereich etwas unter dem Durchschnitt.

OECD steht für die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, die seit 1961 besteht. Die Studie „Bildung auf einen Blick: OECD-Indikatoren“ untersucht, wie es um die Bildung weltweit bestellt ist. Sie enthält Daten zum Aufbau, zur Finanzierung und zur Leistung der Bildungssysteme in den 36 OECD-Ländern und einer Reihe von Partnerländern.