Duisburg, 27. Juni 2016
Ein unabhängiges Gremium von Wissenschaftlern hat den Bericht „Bildung in Deutschland 2016“ vorgestellt. Hauptthema der aktuellen Analyse ist „Bildung und Migration“, sowie „Hoher Anteil geringer Qualifikation“, „Soziale Disparitäten“, „Regionale Disparitäten“, „Verhältnis von dualer Ausbildung und Hochschulstudium“ und „Bedarfsgerechtigkeit des öffentlichen Bildungssystems“.
Alle zwei Jahre wird der Bildungsbericht herausgegeben. Eine der zentralen Herausforderungen sieht die Forschergruppe im Thema „Hoher Anteil geringer Qualifikation“.
Dabei bemängelt die Untersuchung, dass „selbst bei insgesamt steigender Bildungsbeteiligung erwerben zu viele Jugendliche und junge Erwachsene maximal einen Hauptschulabschluss oder starten ohne berufliche Qualifikation ins Berufsleben – aufgrund der aktuellen Migrationsentwicklung wieder mit steigender Tendenz.“ Dieser Trend muss nach Meinung der Wissenschaftler möglichst sofort gestoppt werden. Besonderes Augenmerk sollte dabei auf der Neugestaltung der Schnittstellen zwischen erstem allgemeinbildendem Schulabschluss, Übergangssystem und Berufsausbildung liegen.
Desweiteren wurde das Thema „Soziale Disparitäten“ also soziale Unterschiede untersucht. Mit dem Ergebnis, dass „Trotz erheblicher Bemühungen von Bildungspolitik und -praxis sowie sichtbaren Fortschritten ist es noch nicht gelungen, den Zusammenhang zwischen sozialer Herkunft und Bildungserfolg nachhaltig aufzubrechen. Hierfür bedarf es Lösungsansätze, die über verschiedene Bildungsbereiche hinweg wirksam werden, zumal Kinder mit Migrationshintergrund überproportional häufig in sozialen Risikolagen aufwachsen. Diese Problematik dürfte sich im Zuge der neuen Zuwanderung intensivieren, woran die Komplexität und Dringlichkeit dieser Herausforderung deutlich wird“.
Zum Thema „Regionale Disparitäten“, demnach regionale oder örtliche Unterschiede fanden die Wissenschaftler heraus, dass „Die zunehmende regionale Differenzierung innerhalb Deutschlands betrifft auch das Bildungssystem. Um Unterschiede ausgleichen zu können, müssen Bildungsverantwortliche zunächst beachten, dass die Definition von Region für die einzelnen Bildungsbereiche unterschiedlich ausfällt – vom engeren Wohnumfeld in der frühen Bildung und der Grundschule bis hin zu vernetzten Wirtschaftsräumen in der Berufsbildung. Bei der Bereitstellung von Bildungsangeboten sollten neben Bildungsfaktoren verstärkt ökonomische und sozial-strukturelle Rahmenbedingungen Berücksichtigung finden“.
Zum Bereich „Verhältnis von dualer Ausbildung und Hochschulstudium“ bilanzierte die Studie, dass „Der Trend, dass junge Erwachsene nach dem Schulabschluss vermehrt ein Hochschulstudium anstreben, hält an. Die Neuzugänge zur Berufsausbildung sind dagegen weiter rückläufig. Es muss geklärt werden, welche Folgen sich dadurch für die beiden Bildungsbereiche und ihr Verhältnis zueinander ergeben – ob sich etwa kombinierte Strukturen herausbilden, wie eine Balance zwischen wissenschaftlichen und berufspraktischen Anforderungen gefunden werden kann und wie sich die jeweiligen Berufsperspektiven entwickeln“.
Zum letzten Schwerpunktthema „Bedarfsgerechtigkeit des öffentlichen Bildungssystems“ stellte die Untersuchung fest, dass „Vor allem von privater Seite sind vermehrt Initiativen zur Gründung von Schulen und zur Entwicklung von Studiengängen zu beobachten. Das deutet darauf hin, dass es der öffentlichen Bildungsinfrastruktur nicht ausreichend gelingt, den vielfältigen Qualifikationsbedarfen gerecht zu werden“.