Enorme Kritik an Zuständen der Ausbildung in Deutschland

Duisburg, 05. September 2015

Duisburg, 29. September 2015

71,5 aller Auszubildenden in Deutschland sind mit dem Ablauf und Verlauf ihrer Lehre zufrieden. Dahinter klafft allerdings eine große Lücke und erhebliche Kritik, wie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in seinem aktuellen Ausbildungsreport 2015 feststellte. Überstunden ohne Ausgleich, sowie keine Information über eine spätere Betriebsübernahme sind leider keine Seltenheit.

Bei der jährlichen repräsentativen Befragung, die im zehnten Jahr in Folge durchgeführt wurde, wurden insgesamt 18.627 Jugendliche aus den laut Bundesinstitut für Berufsbildung 25 häufigsten Ausbildungsberufen befragt. Rund 27 Prozent der befragten Azubis haben einen Migrationshintergrund. Die Ergebnisse sind zum Teil dramatisch.

Alleine 44 Prozent aller Azubis wissen in ihrem dritten Ausbildungsjahr nicht, ob sie anschließend vom Ausbildungsbetrieb auch übernommen werden. Mit 31,1 Prozent und damit knapp einem Drittel bemängeln viele Auszubildende, dass sie nicht regelmäßig von ihren Ausbildern betreut werden.

38,1 Prozent aller Befragten gaben an Überstunden während ihrer Lehre zu leisten, im Schnitt waren es 4,3 Wochenstunden. Über 15 Prozent von ihnen bekamen dafür keinen Ausgleich, trotz eindeutiger gesetzlicher Vorschrift, die genau das vorschreibt.

Jugendliche mit Migrationshintergrund sind in vielen Ausbildungsberufen unterrepräsentiert, vor allem in den beliebtesten oder erfolgversprechensten, wie Mechatroniker oder Bankkaufmann. Überdurchschnittlich repräsentiert ist diese Gruppe jedoch in Ausbildungsberufen, die bei der Bewertung tendenziell schlecht abschneiden, so wie Zahnmedizinischer Fachangestellter und auch Friseur. Nebenbei bekommen Jugendliche mit Migrationshintergrund auch viel seltener eine Chance auf ihren Wunschberuf in der Ausbildung.

„Das ist ein absolut unakzeptabler Zustand. Diskriminierung und Ausgrenzung haben auch in den Betrieben nichts zu suchen. Solche Entwicklungen darf sich kein Unternehmen leisten. Wir brauchen in den Betrieben eine bessere Antidiskriminierungspolitik. Die Qualitätsmängel in der betrieblichen Ausbildung sind offensichtlich: viele Azubis werden als billige Arbeitskräfte missbraucht. Überstunden sind zum Beispiel überhaupt nicht in den Ausbildungsrahmenplänen vorgesehen. In vielen Branchen gibt es erhebliche Verstöße gegen Gesetze und Schutzvorschriften. Dagegen brauchen wir klare Rahmenbedingungen, deren Einhaltung ausreichend kontrolliert wird“, fasste DGB-Bundesjugendsekretär Florian Haggenmiller die Ergebnisse und aufgetauchten Missstände der Untersuchung zusammen.