Duisburg, 07. Dezember 2017
Jedes fünfte Kind lebt für fünf oder sogar mehr Jahre in Armut in unserem Land. Das ist das traurige Resultat einer aktuellen Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. Datengrundlage ist das repräsentative „Panel Arbeitsmarkt und Soziale Sicherung“ (PASS), in dem seit 2006 jährlich rund 15.000 Personen ab 15 Jahren befragt wurden.
Für die vorliegende Studie konnten für 3.180 Kinder Informationen über einen Zeitraum von fünf Jahren ausgewertet werden.
Zu jedem der fünf Beobachtungszeitpunkte wird die Einkommenssituation für den Haushalt des jeweiligen Kindes betrachtet, so dass während des Zeitraums Wechsel in und aus Armutslagen heraus sowie die jeweilige Dauer von Armutsperioden beobachtet werden können.
Zentrale Ergebnisse der Studie sind, dass zwei Drittel der betroffenen Kinder dauerhaft oder wiederkehrend in einer Armutslage leben. Nur ein Drittel dagegen erlebt Armut lediglich zeitweise. Damit leben rund 21 Prozent aller Kinder in Deutschland zumindest fünf Jahre dauerhaft in Armut, weitere zehn Prozent aller Kinder haben Armut zumindest vorübergehend schon mal zeitweise erlebt.
Eine Armutslage bedeutet, dass Kinder in Familien leben, die entweder mit weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Haushaltsnettoeinkommens auskommen müssen oder staatliche Grundsicherungsleistungen beziehen.
Armutsgefährdet sind vor allem drei Gruppen: Kinder von alleinerziehenden Eltern, solche mit mindestens zwei Geschwistern oder mit geringqualifizierten Eltern.
„Kinderarmut ist in Deutschland ein Dauerzustand. Wer einmal arm ist, bleibt lange arm. Zu wenige Familien können sich aus Armut befreien. Armut schließt Kinder von vielen sozialen und kulturellen Aktivitäten aus. Wer schon als Kind arm ist und nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann, hat auch in der Schule nachweisbar schlechtere Chancen. Das verringert die Möglichkeit, später ein selbstbestimmtes Leben außerhalb von Armut zu führen.“, fasste Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, die Ergebnisse der Studie zusammen.