Duisburg, 14. Februar 2017
Die Lohnschere ist in Deutschland in den letzten beiden Jahrzehnten immer weiter auseinandergeklappt. Auf der einen Seite haben prekäre Jobs für ein geringes Einkommen deutlich zugelegt, auf der anderen Seite schnellen Top-Manager Gehälter immer weiter in die Höhe. Der gesetzliche Mindestlohn, der ab dem 01. Januar marginal angehoben wurde ist da nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Fragmentierung und Erosion des Tarifsystems beeinträchtigen zunehmend die Lohnfindung stellte das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) in seinem aktuellen Report fest.
Verantwortlich für die Lohnfindung und die Höhe der Löhne sind in Deutschland die Tarifparteien, also Gewekschaften und Arbeitgebervereingungen. Doch gerade die Gewerkschaften haben in den letzten Jahren stark an Einfluß, Macht und Handlungsfähigkeit verloren.
Dazu wurde das Tarifsystem immer mehr ausgehöhlt. Zonen mit Niedriglöhnen ohne Tarifverträge breiten sich aus. Sonderregelungen erlauben es, von den Vereinbarungen abzuweichen, ganze Tätigkeitsbereiche werden ausgelagert und damit dem eigentlich geltenden Tarifvertrag entzogen.
Derweiteren werden vor allem einfache und standardisierte Tätigkeiten ausgelagert. Mit dem gesetzlichen Mindestlohn hat der Staat in der Einkommensspirale nach unten zwar eine Grenze gezogen, allerdings ist diese sehr niedrig gelegt, auch wenn diese zum 01. Januar 2017 auf 8,84 Euro pro Stunde moderat angehoben wurde.
„Die Flächentarifverträge gelten inzwischen nur noch für die Hälfte der Beschäftigten, die Bindung nimmt stetig ab. Hoffnung immerhin machen das Lohnwachstum nach der Finanzmarktkrise und die teilweise erfolgreichen Lohnkampagnen der Gewerkschaften. Das zeigt, dass sich auch die alten Tarifvertragsparteien erneuern können“, stellte Prof. Dr. Thomas Haipeter vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) fest.