Betriebe, die zumindest eine Person zum Mindestlohn beschäftigen oder Löhne unterhalb des Mindestlohns zahlen möchten, haben im zweiten Quartal 2020 weniger Personal nachgefragt als andere Betriebe. In Mindestlohnbetrieben wurden durchschnittlich rund 0,32 Personen weniger gesucht als im vierten Quartal 2019, während alle anderen Betriebe 0,12 offene Stellen weniger hatten als vor der Krise. Im dritten Quartal zeigte sich bereits kein signifikanter Unterschied mehr zwischen Mindestlohnbetrieben und den anderen Betrieben. Das ergibt die aktuell veröffentlichte Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus Nürnberg.
Im dritten Quartal 2020 haben mehr Betriebe mindestens einen Mindestlohnbeschäftigten als vor Beginn der Corona-Krise. Etwa 21 Prozent der befragten Betriebe gaben an, mindestens eine Person zum Mindestlohn zu beschäftigen, während es zur Mindestlohneinführung noch etwa 15 Prozent waren. Unter diesen Betrieben äußern 9 Prozent den Wunsch, Löhne von aktuell Beschäftigten oder bei Neueinstellungen unter das Mindestlohnniveau senken zu können.
Mindestlohnbetriebe gaben um etwa 13 Prozentpunkte häufiger an, negativ von der Krise betroffen zu sein als andere. Insgesamt berichteten 40 Prozent aller Betriebe, negativ von der Krise betroffen zu sein. „Das ist insbesondere darauf zurückzuführen, dass sich Mindestlohnbetriebe vergleichsweise häufiger in Wirtschaftszweigen befinden, die von der Corona-Krise stärker betroffen sind, wie etwa das Hotel- und Gastgewerbe.“, erklärt IAB-Forscher Mario Bossler. Dazu zählen auch die Branchen Kunst, Unterhaltung und Erholung, die Reisebranche sowie die Zeitarbeitsbranche.
Die Inanspruchnahme von Kurzarbeit lag unter den Mindestlohnbetrieben um rund 11 Prozentpunkte höher als im übrigen Teil der Wirtschaft. Bossler betont: „Auch wenn die Mindestlohnbetriebe stärker von der Corona-Krise betroffen waren, so lässt sich nicht nachweisen, dass der Mindestlohn dafür verantwortlich ist.“ Bei den Zukunftsaussichten gibt es kaum Unterschiede zwischen den Betrieben. „Mit etwa 94 Prozent geht der Großteil der Betriebe davon aus, zum Ende des Jahres 2021 nicht mehr im Krisenmodus zu sein.“, so IAB-Forscher Erik-Benjamin Börschlein.