Anerkennung von individuellen Lernergebnissen

Duisburg, 11. April 2016

Duisburg, 12. April 2016

Lebenslanges Lernen ist heutzutage für viele Pflicht, besonders für Berufstätige ist das schon lange Alltag. Allerdings besteht in Deutschland nach wie vor ein Mißverhältnis zwischen den Lernergebnissen die in Schulen, an den Hochschulen oder während der Ausbildung erworben wurden und den Fähigkeiten oder dem informellen und non-formalen Lernen, die außerhalb dieser Bildunseinrichtungen erlernt wurden.

Daher fordern 75 Prozent aller Berufsbildungsexperten eine stärkere Würdigung individueller Lernergebnisse und ein deutschlandweit einheitliches Anerkennungssystem dafür. Das ist das zentrale Ergebnis einer aktuellen Befragung, die das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Zusammenarbeit mit der Bertelsmann Stiftung unter mehr als 300 Berufsbildungsfachleuten im Rahmen des „BIBB-Expertenmonitors Berufliche Bildung“ durchgeführt hat.

Eine verbesserte Anerkennung des informellen und non-formalen Lernens erhöhen die beruflichen Chancen des Einzelnen meinen und fordern die Experten, was im Besonderen für An-und Ungelernte gilt. Des Weiteren könnte das Anerkennungssystem auch die Chancen von geflüchteten Menschen verbessern, die häufig keine formal anerkannten Kompetenzen mitbringen.

Mit diesem Anerkennungssystem könnten Unternehmen und Betriebe auch wesentlich einfacher dem bestehenden Fachkräftemangel entgegen wirken.

„Fehlende formale Qualifikationsnachweise sind gerade für Menschen ohne Abschluss oder Geringqualifizierte eine oft unüberwindbare Hürde auf dem Weg ins Berufsleben, obwohl sie Fachkenntnisse und Erfahrung besitzen. Ein einheitliches Anerkennungssystem für informelle Kompetenzen hilft vor allem den Menschen, die ihre Fähigkeiten bisher nicht auf dem Papier nachweisen können“, stellte Dr. Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung dazu fest.

Nach Meinung von 40 Prozent der befragten Experten sollte die Anerkennung von informellen und non-formalen Lernens zu einem anerkannten Zertifikat führen, das einem formalen Berufsabschluss gleichgestellt ist. Eine große Mehrheit der Befragten befürwortet zudem die Anerkennung von Teilqualifikationen und sieht eine Leistung der Anerkennungsverfahren unter anderem darin, Prüfungszugangsberechtigungen zu erwerben.

„Um bislang ungenutzte Potenziale zu erschließen, benötigen wir für Menschen, die auf informellem Weg Kompetenzen erworben haben, verbesserte Möglichkeiten der formalen Anerkennung. Für eine solche Kultur der Anerkennung ist aber ein gemeinsames und abgestimmtes Handeln aller am Bildungsprozess beteiligter Akteure erforderlich“ fordert BIBB-Präsident Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser. 

Berufsbegleitende Weiterbildung nur Nebenrolle

Duisburg, 01. September 2015

Duisburg, 08. September 2015

Berufsbegleitende Weiterbildung spielt in Deutschland meist nur eine Nebenrolle. In den meisten Berufskarrieren endet der berufliche Bildungsprozess oftmals mit Abschluss der Lehre oder Studiumende. Das ist das zentrale Ergebnis der „Orizon Arbeitsmarktstudie 2015“. Ständig steigende Anforderungen in der Berufswelt fordern nach Meinung der Arbeitsmarktexperten eine drastische Änderung.

Denn das Berufsleben ändert sich immer schneller, oftmals von Tag zu Tag. Das ist den meisten Betrieben und Unternehmen zwischen Flensburg und Schleswig bewusst, an der Umsetzung hapert es jedoch. So finden 94 Prozent der befragten Unternehmen Weiterbildung wichtig oder sehr wichtig.

Das Weiterbildungsangebot der Unternehmen ist allerdings entgegen der eigenen Wahrnehmung mehr als nur ausbaufähig, da lediglich 48,8 Prozent der befragten Arbeitnehmer in ihrem aktuellen oder vorherigen Job die Möglichkeit zur Weiterbildung gewährt wurde. Gleichzeitig zeigen auch die Arbeitnehmer nur wenig eigene Initiative, weitere Qualifikationen zu erwerben. Vielen ist ein betriebliches Bildungsangebot auch nicht bekannt.

„Jobprofile differenzieren sich immer stärker aus und wandeln sich schnell. In der Arbeitswelt der Zukunft muss fachliche Qualifizierung ständig und praxisnah erneuert werden. Ein funktionierendes Weiterbildungssystem wird für viele Unternehmen zum wichtigen Erfolgsfaktor werden. Bildungsangebote machen Mitarbeiter nicht nur fachlich besser. Durch die erfahrene Wertschätzung steigt auch die Motivation und die Loyalität gegenüber dem Unternehmen“, stellte Dr. Dieter Traub von Orizon fest.

Die Realität ist derzeit aber noch eine andere. Momentan bieten aber noch relativ wenige Arbeitgeber ihren Mitarbeitern Schulungen an. Laut der Orizon Arbeitsmarktstudie 2015 wurden lediglich 48,8 Prozent der Arbeitnehmer in ihrem aktuellen oder vorherigen Job Weiterbildungsangebote gemacht.

Ein weiteres Ergebnis der Orizon- Studie 2015: „Über die Hälfte der Weiterbildungen finden über externe Schulungen statt (54,8 Prozent). Erstaunlich hoch (29,7 Prozent) ist der Anteil derjenigen, die sich in Eigeninitiative fortbilden. Den größten Anteil der Weiterbildungsangebote machen mit 66,4 Prozent interne Schulungen aus.“   

Berufliche Bildung muss innovativer und attraktiver werden

Duisburg, 26. Juni 2015

Duisburg, 09. Juli 2015

Die duale Ausbildung in Deutschalnd ist akut gefährdet. Das sehen die Experten des dritten nationalen MINT-Gipfels in Berlin so. Es droht in naher Zukunft eine große Lücke bei beruflich qualifizierten Fachkräften. Denn berufliche Aus-und Weiterbildung sind sind enorm wichtig und die Grundlagen für die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen und Betriebe.

Demografische Entwicklung und die immer weiter ansteigende Zahl der Studierenden werden in den kommenden Jahren zu einem größeren Fachkräfteverlust führen. Vor allem bei beruflich ausgebildeten MINT-Fachkräften wird die größte Lücke entstehen.

Ein Wandel der bisherigen Inhalte und Ausbildungsstrukturen wird deshalb von den Experten gefordert. Vier zentrale Forderungen wurden von den Experten zusammen gefasst. Um die MINT-Bildung zu stärken sollen Karrierewege für beruflich Qualifizierte attraktiver werden. Das bedeutet beispielsweise, Aufstiegsperspektiven über den „Techniker“ oder „Meister“ hinaus zu öffnen.

Berufliche und akademische Bildung muss in Zukunft besser verzahnt werden. Dabei geht es nicht nur um erweiterte Anrechnungs- und Zulassungsbestimmungen. neue Einstiegsmöglichkeiten in die berufliche MINT-Bildung eröffnet werden. Junge ungelernte Arbeitnehmer, Jugendliche in Übergangssystemen sowie Nachwuchskräfte mit sozial bedingten Startnachteilen müssen besser gefördert werden. Das gilt auch für Frauen in MINT-Berufen. Bei der Bewerberauswahl sind nicht allein Schulnoten, sondern viel stärker die Potenziale der Bewerberinnen und Bewerber zu betrachten. Auswahlverfahren müssen also durch potenzial- und kompetenzorientierte Komponenten ergänzt werden.

Ausbildungsformen müssen individualisiert und gegebenenfalls modularisiert werden. Berufs- und Studienorientierung müssen neu konzipiert werden, mit einem Schwerpunkt auf praktischen Erfahrungen. Der Erwerb individueller beruflicher Erfahrungen sollte in schulischen Curricula mehr Gewicht haben, ebenso die Orientierung an Rollenvorbildern.

Bundesministerin Johanna Wanka begrüßt das Engagement des Nationalen MINT-Forums: „Deutschland ist auf qualifizierte MINT-Fachkräfte angewiesen ? aus der akademischen wie aus der beruflichen Bildung gleichermaßen. Beide Bildungsbereiche bieten jungen Menschen attraktive, flexible und gleichwertige Karrierewege. Ich bin überzeugt, dass ein breites Interesse für naturwissenschaftliche Fragestellungen nur entsteht, wenn wir Kinder frühzeitig und alltagsgerecht für diese Themen begeistern. In der Berufsorientierung brauchen Jugendliche an ihren Kompetenzen ausgerichtete Unterstützung, also individuelle Beratung und Potenzialanalysen. Hier setzen wir an und wollen noch mehr junge Menschen mit unseren Beratungsangeboten erreichen, auch an Gymnasien“, stellte die Ministerin fest.

Zukunft der beruflichen Bildung

Duisburg, 03. Juli 2014

Duisburg, 08. Juli 2014

Stärkung und Verbesserung von beruflicher Bildung ist immens wichtig für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in Berlin hat die Stärkung beruflicher Bildung klar zu einem Schwerpunkt in der bestehenden Legislaturperiode auserkoren.

Mit dem Konzept „Chance Beruf“ will das BMBF einen Beitrag dazu leisten, die Integrationskraft, Attraktivität und Durchlässigkeit der beruflichen Bildung zu verbessern.

Ein Schwerpunkt  von „Chance Beruf“ liegt auf der Verbesserung der Schul- und Ausbildungsabschlüsse in Deutschland, die das BMBF unter dem Prinzip „Prävention statt Reparatur“ verfolgt.

Die Erweiterung der BMBF-Initiative „Bildungsketten“, Bund-Länder-Vereinbarungen zur Systematisierung der Berufswahlprozesse für alle Schüler und zur  Optimierung des Übergangs von Schule in Ausbildung, das Innovationsprogramm Jobstarter plus zur Stärkung von kleinen und mittleren Unternehmen bei der Ausbildungsbereitschaft sind dabei wichtige Elemente.

Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf der Verbesserung der Anschlussfähigkeit beruflicher Bildung. Ziel ist zum einen der weitere Ausbau der beruflichen Aufstiegsfortbildung. Zum anderen geht es um die Durchlässigkeit zwischen Berufsbildung und Hochschule in beide Richtungen. Mit dem Programm „Jobstarter“ unterstützt das Bundesbildungsministerium Innovationen und Strukturentwicklungen in der beruflichen Bildung. In dieser Legislaturperiode wird das BMBF im Rahmen von „Jobstarter“ die Entwicklung und Erprobung von innovativen Pilotprojekten zur Integration von Studienabbrechern in die berufliche Bildung fördern.

Der dritte Schwerpunkt von „Chance Beruf“ liegt auf der Stärkung der Weiterbildungsbeteiligung. Das BMBF wird seine Förderprogramme wie Aufstiegsstipendien, Bildungsprämie und Meister-BAföG fortsetzen und im Meister-BAföG zusätzliche Fördermöglichkeiten für Bachelor-Absolventen mit Berufserfahrung schaffen.

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka machte ihren Standpunkt zum Themenkomplex deutlich: „Ich setze mich klar für die Stärkung der beruflichen Bildung in Deutschland ein, die traditionell eine zentrale Säule des deutschen Bildungssystems und des deutschen Wirtschaftserfolgs ist. Angesichts des zunehmenden Wettbewerbs mit Hochschulen und vollzeitschulischen Angeboten muss die berufliche Bildung noch besser, attraktiver und durchlässiger werden“. Dies zu erreichen, sei nicht nur Sache der Bundes- und Landespolitik, sondern gerade auch der Unternehmen und der Sozialpartner, etwa  im Rahmen der laufenden Verhandlungen zur „Allianz für Aus- und Weiterbildung“, so Wanka.

Projekt Berufliche Bildung in Deutschland und Italien

Duisburg, 07. März 2013

Duisburg, 03. April 2013

Das ist wirkliches europäisches Denken, Arbeiten und ein echtes Miteinander. Deutschland und Italien haben gemeinsam ein Projekt für berufliche Bildung länderübergreifend ins Leben gerufen.

Plan der gemeinsamen Unternehmung ist es für die Bereiche Mechatronik, erneuerbare Energien sowie Transport und Logistik insgesamt fünf Projekte gemeinsam zu entwickeln und durchzuführen mit dem Ziel Fachkräfte auszubilden und Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Die fünf angestrebten Projekte zielen einerseits darauf ab die Mobilität von Schülern und Auszubildenden zu fördern, andererseits die Zusammenarbeit zwischen Schulen und Betrieben zu verbessern sowie lernergebnisorientierte Curricula unter Beteiligung der Sozialpartner zu entwickeln.

Nicht nur in Italien, sondern in vielen europäischen Ländern gilt das in Deutschland vorhandene duale Ausbildungssystem, als weg- und richtungsweisend. Bei Jugendarbeitslosigkeit hat Deutschland mit rund acht Prozent die niedrigste Quote vorzuweisen, ganz im Gegensatz vor allem zu vielen südeuropäischen EU-Mitgliedsländern wie Griechenland und Spanien, aber eben auch Italien.

„Mit diesen konkreten Aktivitäten unterstützen wir das Interesse unserer italienischen Partner nach einer Stärkung betrieblicher und praxisnaher Ausbildungsstrukturen. Wir füllen damit die vom Bundesbildungsministerium im Dezember auf der Konferenz in Berlin initiierte europäische Ausbildungsallianz mit Leben und leisten einen Beitrag zum Abbau der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Europa“ macht BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser deutlich, um was es geht.

Berufliche Bildung stärken,Jugendarbeitslosigkeit eindämmen

Duisburg, 16. Oktober 2012

Duisburg, 16. Oktober 2012

Europa ist von Arbeitslosigkeit
betroffen. Nie zuvor waren im Euroraum mehr Menschen arbeitslos, als
dieser Tage. Besonders hart erwischt von dieser Misere wurden besonders
viele junge Menschen, nicht nur in Deutschland.

Im Vergleich zu allen anderen Ländern der Europäischen Union (EU) ist die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland mit lediglich rund acht Prozent relativ gering, wenn auch immer noch viel zu hoch. Ganz anders sieht die Situation dagegen in Griechenland und Spanien aus. In beiden Ländern hat die Jugendarbeitslosigkeit astronomische Ausmaße angenommen, mehr als 50 Prozent aller Menschen, die jünger als 25 Jahre alt sind, stehen dort ohne Job auf der Straße.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) will auf diese prekäre Situation reagieren und beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) eine Zentralstelle für internationale Berufsbildungskooperation einrichten, um der Misere im gemeinsamen europäischen Haus Herr zu werden. Gemeinsam mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) wurde ein Konzept für konkrete Maßnahmen in Kooperation mit Partnerländern, wie beispielsweise aktuell mit Spanien, erarbeitet.

Die „Kammern“ sollen dabei die strukturelle Basis für die Etablierung von dualen Berufsbildungsstandarts und der dafür nötigen und wichtigen Qualitätssicherung bilden und absichern, aber eben auch eine Brücke zu Betrieben und Unternehmen schaffen. Ausbildung, Weiterbildung und Fortbildung mit dem Ziel europäische Standards zu schaffen, ist der Weg, mit dem die Jugendarbeitslosigkeit europaweit eingedämmt werden soll.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan, die sich aktuell mit dem Vorwurf einer Plagiatsaffäre konfrontiert sieht, fasste die Ziele der Initiative zusammen: „Wir wollen für Jugendliche in Europa Zukunftschancen schaffen. Unser erfolgreiches System der beruflichen Bildung kann für viele Länder ein wichtiger Schlüssel zur Bekämpfung der hohen Jugendarbeitslosigkeit sein“, stellte die Ministerin klar wo der Ausweg aus der Miseren zu suchen ist.