Nur leichte Erholung auf dem Ausbildungsmarkt

Duisburg, 17. Februar 2022

Nach den erheblichen Einbußen im vergangenen Jahr im Zuge der Corona-Pandemie und ihrer Bekämpfung hat sich die aktuelle Lage auf dem Ausbildungsmarkt im Jahr 2021 nur leicht entspannt. Das Niveau von vor der Pandemie wurde bei Weitem nicht erreicht. Mit insgesamt 473.100 neu abgeschlossenen dualen Ausbildungsverträgen wurden 5.600 Verträge ein Plus von 1,2 Prozent mehr abgeschlossen als 2020. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge fiel aber immer noch um 52.000 niedriger aus als 2019 mit 525.000 Verträgen.

Dies sind zentrale Ergebnisse der Analysen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) zur Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2021. Sie basieren auf der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum Stichtag 30. September sowie auf der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA).

Das Angebot an Ausbildungsstellen lag 2021 bei 536.200. Das sind 8.800 ein Zuwachs von 1,7 Prozent mehr als 2020, aber noch immer mehr als 40.000 weniger als 2019 vor der Corona-Pandemie mit 578.200.

Die Zahl der jungen Menschen, die eine duale Berufsausbildung nachfragten, ging im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 4.800 ein Minus von 0,9 Prozent auf 540.900 zurück. Die Ausbildungs­platznachfrage erreichte damit einen neuen Tiefstand seit 1992, als erstmals Daten für das wiedervereinigte Deutschland vorlagen.

Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen stieg dagegen weiter an und erreicht ein neues Rekordniveau. 63.200 Ausbildungsstellen blieben 2021 unbesetzt. Das entspricht einem Anstieg um 3.200 ein Zuwachs von 5,4 Prozent im Vergleich zu 2020. Schon in den Jahren zuvor war die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen stetig gestiegen 2019 ware  53.100, 2020:  59.900).

Die Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt zu verringern, also Jugendliche und Betriebe besser zusammen­zubrin­gen, stellt laut BIBB-Analyse auch im Jahr 2021 die zentrale Herausforderung am Ausbildungsmarkt dar. Zwar hat sich aus Sicht der Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Lage etwas entspannt.

Denn der Anteil der noch eine Ausbildungsstelle suchenden Bewerberinnen und Bewerber an der Gesamtnachfrage fiel mit 12,5 Prozent niedriger aus als 2020 mit 14,3 Prozent. Hier wurde fast wieder der Wert von 2019 erreicht mit 12,3 Prozent. Aber gleichzeitig ist der Anteil der unbesetzten Ausbildungsstellen am betrieblichen Gesamtangebot weiter gestiegen 2019mit 9,4 Prozent, 2020: 11,7 Prozent, 2021: 12,2 Prozent. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Berufen und Regionen.

Nach Auffassung von BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser hatte die Corona-Pandemie auch 2021 den Ausbildungsmarkt fest im Griff. „Leider ist die noch im Sommer 2020 erwartete Erholung in dem erhofften Ausmaß in diesem Jahr nicht eingetreten. Der leichte Anstieg bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen zeigt, wie sehr sich die Betriebe und Ausbildungs­verantwortlichen anstrengen, auch in diesen schwierigen Zeiten an der dualen Ausbildung festzuhalten. Dennoch ist spürbar, dass die Verunsicherung bei Betrieben und Jugendlichen aufgrund der Corona-Pandemie auch im Jahr 2021 nach wie vor hoch ist. Große Sorge bereitet mir der weitere Rückgang auf der Nachfrageseite, ein eindeutiger Beleg dafür, dass das Interesse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an der dualen Berufsausbildung weiter nachlässt. Und da, wo heute die Auszubildenden fehlen, fehlen morgen die Fachkräfte. Deshalb wird die Sicherung des Fachkräftebedarfs zu einer der größten Herausforderun­gen dieses Jahrzehnts. Nur mit einer attraktiven und starken dualen Berufsbildung wird es gelingen, dieser Herausforderung zu begegnen.“

Berufsausbildung auch in Teilzeit möglich

Duisburg, 02. März 2018

Duisburg, 06. März 2018

Der Fachkräftemangel macht sich deutschlandweit immer mehr bemerkbar, auch am Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen (NRW). Auch dadurch gewinnt die Berufsausbildung immer mehr an Bedeutung. Leider können vieler junger Menschen im bevölkerungsreichsten Bundesland aufgrund von familiären Aufgaben und Verpflichtungen den klassischen Weg der Ausbildung nicht beschreiten. 

Für diese Gruppe gibt es seit 2005 die Ausbildung in Teilzeit. Sie ermöglicht jungen Menschen mit familiärer Verpflichtung den qualifizierten Start in ihr Arbeitsleben.

Nach Informationen der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit Düsseldorf wird das Angebot allerdings bisher nur äußerst wenig genutzt. Denn lediglich 462 und auch somit 0,4 Prozent aller in 2016 abgeschlossenen Ausbildungsverträge waren in Teilzeit.

Dieses Ausbildungsmodell ist nach Einschätzung der Düsseldorfer Ausbildungsexperten nicht umständlich für die Betriebe und Unternehmen. Denn auch durch dieses spezielle Modell der Teilzeitausbildung kann es gelingen, die Fachkraft von morgen zu finden und so den Nachwuchs für das eigene Unternehmen zu sichern. Auch die Ausbildungszeit muss sich nicht verlängern.

Dabei beträgt die Arbeitszeit einschließlich des Berufsschulunterrichts zwischen 25 und 30 Wochenstunden. Eine Teilzeitberufsausbildung mit Verlängerung der Ausbildungszeit um meistens ein Jahr ist ebenfalls zulässig. Die Arbeitszeit beträgt dann einschließlich des Berufsschulunterrichts mindestens 20 Wochenstunden.

Auch finanzielle zusätzliche Unterstützung kann der Betroffende der Hilfe braucht beantragen. So kann neben der Ausbildungsvergütung des Betriebes je nach Einzelfall auch Berufsausbildungsbeihilfe der Bundesagentur für Arbeit gewährt werden.

Zugunsten einer/eines Auszubildenden kann bei Bedürftigkeit zudem ein Anspruch auf Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende (SGB II) bestehen. Der Anspruch umfasst nicht ausbildungsprägende Mehrbedarfe (z. B. für Alleinerziehende, für medizinisch bedingte kostenaufwendige Ernährung), Bedarfe für Erstausstattung bei Bekleidung sowie bei Schwangerschaft und Geburt und einen Zuschuss zu den angemessenen ungedeckten Aufwendungen der Unterkunft und Heizung.

Das Kind eines/r Auszubildenden hat grundsätzlich sowieso Anspruch auf Sozialgeld, anteilige Übernahme der Kosten für Unterkunft und Heizung sowie auf Leistungen für Bedarfe für Bildungs- und Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben.

„Besonders junge Menschen, die sich um Kinder oder Angehörige kümmern, beweisen jeden Tag Organisationstalent, Belastbarkeit und Verantwortungsbewusstsein. Sie managen ein Familienleben und stellen dabei oft eigene Bedürfnisse zurück. Man kann sagen, sie haben einen 24 Stunden Job an 365 Tagen im Jahr. Ich habe großen Respekt vor dieser Leistung und bin sicher, dass diese jungen Menschen für Unternehmen eine Bereicherung sind. Der Arbeitsmarkt in NRW kann es sich in Zukunft immer weniger leisten, auf diese Potentiale zu verzichten. Und wer so viel Engagement zeigt, hat die Chance auf einen tragfähigen Start in Beschäftigung absolut verdient. Die Ausbildung in Teilzeit eröffnet hier die Chance für beide Seiten. Wer sich mit der Teilzeitausbildung einmal beschäftigt, wird schnell erkennen, dass es keine großen Hürden gibt“, fasste Torsten Withake, Geschäftsführer Arbeitsmarktmanagement der NRW-Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit die Situation zusammen.

Bildungsgipfel-Bilanz 2014

Duisburg, 13. Januar 2015

Duisburg, 15. Januar 2015

Von der „Bildungsrepublik Deutschland“ ist unser Land noch weit entfernt. Das ist das zentrale Ergebnis der Bildungsgipfel-Bilanz 2014, die der Essener Bildungsforscher Klaus Klemm im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) erforscht hat.

2008 riefen beim Bildungsgipfel in Dresden Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten die „Bildungsrepublik Deutschland“ aus.

Ziele des Bildungsgipfel waren es bis zum Jahr 2015 zum Beispiel eine Halbierung der Quote der Schulabgänger/innen ohne Schulabschluss von acht auf vier Prozent zu erreichen oder auch eine Halbierung der Quote junger Erwachsener ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung von 17 auf 8,5 Prozent zu schaffen und ebenso eine Steigerung der Weiterbildungsbeteiligungsquote von 40 auf 50 Prozent zu bewerkstelligen. Doch diese Ergebnisse wurden bisher nicht erreicht obwohl einige Resultate und Situationen spürbar besser geworden sind.

So bilanzierte der Essener Bildungsforscher, dass zum Beispiel die Zahl der Krippenplätze angestiegen ist und auch mehr Menschen ein Studium starten oder sich weiterbilden. Dagegen ist die angestrebte Halbierung der Quote von Schulabgänger/innen ohne Schulabschluss auf vier Prozent nicht absehbar. In den Jahren von 2008 bis 2013 ist diese Quote von acht auf 5,7 Prozent gesunken.

Ebenso verfehlt wurde das Ergebnis Halbierung der Quote junger Erwachsener ohne eine abgeschlossene Berufsausbildung von 17 auf 8,5 Prozent zu erreichen. Tatsächlich wurde von 2008 bis 2013 die entsprechende Quote von 17,2 Prozent auf 13,8 Prozent nur sehr geringfügig verringert. Desweiteren wurde das Ziel einer Steigerung der Bildungsausgaben auf zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zu erreichen verpasst, momentan werden sieben Prozent in Bildung investiert, wobei dieser Wert leicht abnimmt.

Klemms Fazit zeigt: „Die soziale Schieflage bleibt die Achillesferse unseres Bildungssystems. Die Zahl der jungen Menschen ohne Schul- und Berufsabschluss bleibt bedrückend hoch. Auch bei der Weiterbildung und im Studium öffnet sich die Schere zwischen Gewinnern und Verlierern. Die vermeintliche »Bildungsrepublik Deutschland« bleibt ein sozial gespaltenes Land. Mehr noch: Der Anteil der Bildungsinvestitionen am Bruttoinlandsprodukt ist wieder gesunken.“

Über zehn Prozent ohne Abitur oder Berufs­aus­bildung

Duisburg, 13. September 2014

Duisburg, 16. September 2014

In Deutschland lag der Prozentsatz der frühen Schulabgänger 2012 bei 10,4 Prozent. Als frühe Schulabgänger werden in der Europäischen Union (EU) junge Menschen im Alter von 18 bis 24 Jahren bezeichnet, die weder über eine Hochschulzugangsberechtigung noch über eine Berufsausbildung verfügen und auch derzeit nicht an Aus- oder Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen.

Nach einer Mitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) in Wiesbaden liegt Deutschland damit nur knapp oberhalb des Zielwerts der EU, der bei allen EU-Mitgliedstaaten durchschnittlich bei 13,5 Prozent liegt. Das Ziel der EU ist es bis 2020 den Anteil der frühen Schulabgänger auf unter 10 Prozent zu senken.

Große Unterschiede bei der Anzahl der frühen Schulabgänger gibt es zwischen den einzelnen Bundesländern in Deutschland. So sind schon jetzt in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Sachsen und Thüringen der Prozentsatz unter zehn Prozent gesenkt worden.

Über der von den Ländern und der EU angestrebten Norm liegen dagegen die Bundesländer Bremen, Berlin, Saarland und Nordrhein-Westfalen mit Anteilen früher Schulabgänger zwischen 12,8 und 13,3 Prozent.

Mit Hauptschulabschluss hinein ins Berufsleben

Duisburg, 05. November 2013

Duisburg, 06. November 2013

Ohne einen Schulabschluss haben es junge Menschen in Deutschland sehr schwer ins Berufsleben einzusteigen. Der Hauptschulabschluss dagegen öffnet oftmals die Türen zum Beruf wesentlich leichter.

Obwohl einerseits die Schulabsolventinnen- und -absolventen deutschlandweit immer weniger werden und die Wirtschaft andererseits einen steigenden Bedarf an Fachkräften fordert, haben es Jugendliche heutzutage immer schwerer die Chance auf eine vollqualifizierende Berufsausbildung zu erhalten. Das betrifft ganz besonders Jugendliche ohne Schulabschluss, aber eben auch Jugendliche mit Hauptschulabschluss.

Die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt sind für beide Gruppen oftmals nicht einfach bis schlecht, obwohl viele Ausbildungsplätze derzeit nicht besetzt sind. Trotz Problemen beim unmittelbaren Übergang in eine Berufsausbildung gehören Jugendliche mit Hauptschulabschluss weiterhin zur zweitgrößten Gruppe unter den Auszubildenden mit neu abgeschlossenem Ausbildungsvertrag, wie eine Untersuchung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) ergab.

Demnach bleiben viele Ausbildungsberufe auch Jugendlichen mit Hauptschulabschluss allerdings verschlossen. Ausbildungsberufe mit höheren Anforderungen stehen somit nur noch schulisch besser qualifizierten Jugendlichen offen.

„Demographisch veränderte Rahmenbedingungen auf den Ausbildungsstellenmärkten können für Jugendliche mit schwächeren Schulabschlüssen folglich neue Chancen eröffnen also schneller als bisher in eine betriebliche Ausbildung einmünden. Die BIBB-Untersuchung hat ergeben, dass vor allem kleinere Betriebe Jugendliche mit Hauptschulabschluss einstellen. Den größten Anteil Jugendlicher mit Hauptschulabschluss unter den neu eingestellten Auszubildenden pro Betrieb gibt es mit 42 Prozent bei Betrieben aus dem Bereich der sonstigen Dienstleistungen, also Beherbergungs-, Gaststättengewerbe, Informations-, Kommunikationsgewerbe, Verkehrs- und Lagereigewerbe sowie personenbezogene Dienstleistungen wie Friseur oder Wäscherei.

Deutlich geringer mit 34 Prozent bzw. 26 Prozent fällt der durchschnittliche Anteil im produzieren­den und verarbeitenden Gewerbe sowie im Handel und im Reparaturgewerbe aus. Die Aufnahmebereitschaft für Jugendliche mit Hauptschulabschluss liegt bei Betrieben mit unternehmensnahen Dienstleistungen dagegen bei nur elf Prozent. Bei den öffentlichen Dienstleistungen wie öffentliche Verwaltung, Sozialversicherung, Gesundheits-, Erziehungs- und Unterrichtsbereich wird nur noch ein Anteil von sieben Prozent erreicht.

Die wichtigsten Ausbildungsbetriebe für Jugendliche mit Hauptschulabschluss sind Betriebe, die ihren wirtschaftlichen Schwerpunkt im produzierenden und verarbeitenden Gewerbe, im Handel und im Reparaturgewerbe und bei personenbezogenen Dienstleistungen haben sowie Betriebe mit niedrigeren Beschäftigtenzahlen.

Das gilt sowohl für Betriebe, die ausschließlich Jugendliche mit Hauptschulabschluss einstellen, als auch für Betriebe, die nicht ausschließlich Jugendliche mit Hauptschulabschluss ausbilden. Die Chancen auf eine Ausbildungsstelle sind für Jugendliche mit Hauptschulabschluss auch dann gut, wenn diese Betriebe in gewerblich-technischen Berufen Nachwuchs ausbilden wollen.“

Stabiler Ausbildungsmarkt in Deutschland

Duisburg, 03. November 2013

Duisburg, 20. November 2013

Das Berufsberatungsjahr ist am 30. September zu Ende gegangen. Damit hat auch die Zeit der Nachvermittlung begonnen. Denn immer noch stehen viele Jugendliche auf der Straße, haben noch keinen Ausbildungsplatz erhalten.

Arbeitsagenturen, Jobcenter, Kammern und Verbände haben daher bereits im Sommer 2013 mit Nachvermittlungsaktionen begonnen. Diese werden bis in den Spätherbst fortgeführt. Dabei werden Jugendlichen und jungen Erwachsenen zahlreiche Ausbildungsangebote unterbreitet und Last-Minute-Lehrstellenbörsen durchgeführt.

Trotzdem gibt es für die Jugendlichen ohne Ausbildungsstelle eine gute Nachricht. Die Paktpartner für den Ausbildungsstellenmarkt haben beschlossen ihr starkes Engagement auch weiterhin auszubauen, wie das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) bekannt gab.

Ein bisheriges Fazit der aktuellen Situation auf dem Ausbildungsmarkt wurde von den Paktpartnern bisher gezogen, das zusammen gefasst so aussieht: Zum Ende September gab es das sechste Jahr in Folge mehr unbesetzte Stellen als unversorgte Bewerberinnen und Bewerber. Das Interesse der Betriebe, sich durch Ausbildung Fachkräfte insbesondere für den eigenen Betrieb zu sichern, ist nach wie vor hoch. Zahlreiche Unternehmen geben darum zunehmend leistungsschwächeren Jugendlichen Chancen. Für diese Zielgruppe ist der Einstieg in Ausbildung häufig immer noch schwierig. Auch deshalb ist gerade die verstärkte Förderung von Jugendlichen aus Zuwandererfamilien wichtig. Aufgrund von regionalen Unterschieden in der wirtschaftlichen Struktur und den berufsfachlichen bzw. qualifikatorischen Voraussetzungen der Bewerber wird es in einigen Regionen und Branchen immer schwerer, die zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze und die Berufswünsche der Jugendlichen zusammenzubringen.

Insgesamt ergibt sich eine etwas schwächere Ausbildungsmarktbilanz als im Vorjahr: Ende September waren mit 33.500 etwas mehr Ausbildungsstellen unbesetzt als im Vorjahr. Zugleich gab es mit 21.000 mehr unversorgte Bewerber. Dabei überstieg die Zahl der unbesetzten Stellen das sechste Jahr in Folge die der unversorgten Bewerber. Der Überhang an Stellen, rund 12.500, hat sich gegenüber dem Vorjahr etwas verringert, so lag der Stellenüberhang 2012 bei rund 17.600. Diese Entwicklung beruht vor allem auf regionalen, berufsfachlichen und qualifikatorischen Diskrepanzen am Ausbildungsstellenmarkt.  

Mittlerer Qualifikationsbereich braucht Fachkräfte

Duisburg, 26. Februar 2013

Duisburg, 27. Februar 2013

Der akute Fachkräftemangel hemmt die deutsche Wirtschaft schon heute und das auch in Zukunft. Bis zum Jahr 2030 werden in Deutschland rund eine Millionen Fachkräfte oder mehr sicher fehlen.

Hauptgrund für das Fehlen ist der demographische Wandel. Besonders im mittleren Qualifikationsbereich – das sind alle mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung- wird großer Mangel entstehen. Diese Zahlen gehen aus einer gemeinsamen Studie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BIBB) und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor.

Aufgrund der vorliegenden Zahlen fordert BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser, die Potenziale und Talente junger Menschen frühzeitig zu erschließen und sie besser in eine Ausbildung zu begleiten: „Wir müssen Jugendliche aus allen Schulformen flächendeckend durch eine optimierte Berufsorientierung besser fördern und unterstützen und sie beim Übergang von der Schule in den Beruf auch individuell begleiten,“ beschreibt Esser Lage und Zukunft.

Schon jetzt ist der Fachkräftemangel in einigen Branchen akut. So werden zur Zeit vor allem Fachkräfte in Pflege und Gastronomie gesucht. Aber auch in den Bereichen Mechatronik, Elektro, Metall, Maschinen-/ Fahrzeugbau, Logistik und Handel ist die Nachfrage nach Fachkräften weiterhin unverändert groß.

Um dem Fachkräftemangel unter Kontrolle  zu bekommen ist es nach Meinung des BIBB unbedingt nötig mehr Jugendliche als heute mit einem Abschluss das Tor zur Berufswelt zu öffnen. Ansonsten könnte der Fachkräftemangel auf über 1,7 Millionen benötigte Fachleute anwachsen.

Qualifikation, Ausbildung, Weiterbildung und Fortbildung ist der Weg aus dieser Sackgasse heraus.     

Praktikum in Richtung Beruf

Duisburg, 29. August 2012

Duisburg, 30. August 2012

Was tun nach Ende der Schulzeit? In ein
Studium wechseln oder doch einen Beruf ergreifen. Für viele Schüler
eine große, und auch schwer zu entscheidende Frage. Für diejenigen, die
sich dafür entscheiden einen Beruf zu ergreifen stehen dafür oftmals
jede Menge Hürden im Weg, die so nicht einfach zu überspringen sind.

Oftmals wird aus dem Berufswunsch zunächst nichts, häufig lässt sich der Ausbildungsplatz auch nicht auf Anhieb finden. Das gilt nicht nur für junge Menschen in Deutschland, sondern durch die Finanz-und Wirtschaftskrise sind viele junge Europäer davon noch mehr betroffen. So ist die durchschnittliche Jugendarbeitslosigkeit in allen Ländern der Europäischen Union (EU) höher als in unserem Heimatland, in Griechenland und Spanien datiert diese sogar über 50 Prozent.

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und die EU-Komission haben sich diesem großem Problem gestellt, es untersucht und ein Praktikum oder gleich verschiedene Praktika als möglichen Ausweg aus der Misere vorgeschlagen. Denn neben prekären Beschäftigungsverhältnissen, befristeten Arbeitsverträgen und extrem niedriger Entlohnung, gehören auch die verschiedensten Formen von Praktika zum möglichen Berufseinstieg.

„Praktika finden in Deutschland und Europa aber nicht nur als Bestandteil der Hochschulausbildung oder im Anschluss an den Abschluss einer Hochschulausbildung statt, sondern kommen häufig auch in der vorberuflichen oder in der Berufsbildung zum Einsatz. Jenseits der Frage nach Ihrer Verortung im Bildungssystem werden sie aus beschäftigungspolitischen Motiven öffentlich gefördert oder durch besondere arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen bei der Einstellung von jungen Arbeitnehmern ermöglicht“, wie der aktuelle Beitrag des BIBB unter der Überschrift „Praktika im Übergang von Ausbildung zur Berufstätigkeit“ verdeutlicht.

Ein fundamentales Ergebnis der Studie der EU-Komission: Praktika können eine Alternative zu einer strukturierten dualen Ausbildung darstellen und sollen in Zukunft im Rahmen der europäischen Berufsbildungs- und Beschäftigungspolitik eben auch entsprechend gefördert werden.