Niedriglohn gelebte Normalität

Duisburg, 20. Dezember 2016

Duisburg, 23. Dezember 2016

Niedriglohn ist kein deutsches Phänomen, Dumpinglöhne sind in Europa überall weit verbreitet. In der Europäischen Union (EU) war 2014 jeder Sechste Niedriglohnempfänger, wie Eurostat, das Statistische Amt der EU in Luxemburg bekannt gab. In Deutschland dagegen war es im selben Jahr jeder Fünfte, der für einen Dumpinglohn arbeiten gehen musste.

Niedriglohnempänger sind Arbeitnehmer, deren Bruttostundenverdienst zwei Drittel oder weniger des nationalen Medianverdienstes beträgt.

Zwischen Frauen und Männern bestanden allerdings in der EU28 dabei erhebliche Unterschiede. So waren Männer nur mit 13,5 Prozent betroffen, die Quote der Frauen lag bei 21,1 Prozent. Zudem zählte fast ein Drittel mit 30,1 Prozent der Arbeitnehmer unter 30 Jahren zu den Niedrigverdienern, gegenüber 14 Prozent oder weniger in den Altersgruppen zwischen 30 und 59.

Die meisten Niedriglohnempänger gab es in Letlland mit 25,5, Rumänien mit 24,4, Litauen mit 24 und Polen mit 23,6 Prozent berechnet. Es folgten Estland mit 22,8, Deutschland 22,5, Irland 21,6 und dem Vereinigten Königreich mit 21,3 Prozent. Dagegen wurden in Schweden mit 2,6, Belgien mit 3,8, Finnland mit 5,3, Dänemark mit 8,6, Frankreich mit 8,8 und Italien mit 9,4 Prozent wesentlich weniger Niedriglohnempfänger ermittelt.

Im April 2014 arbeiteten 21,4 Prozent der Beschäftigten in Deutschland im Niedriglohnsektor. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Linke hervor. Einen deutlichen Unterschied gab es demnach zwischen Ost- und Westdeutschland. Während im Westen 19,3 Prozent der Beschäftigten ohne Auszubildende einen Niedriglohn erhielten, waren es im Osten 34,5 Prozent.

Die Niedriglohnschwelle lag 2014 bei einem Bruttolohn von 10 Euro pro Stunde. Der für Vollzeitbeschäftigte errechnete Bruttomonatslohn lag bei 1.993 Euro.

Ob jemand einen Niedriglohn erhält, hängt stark von seiner beruflichen Qualifikation ab. So geht aus der Antwort hervor, dass 46,4 Prozent der Beschäftigten mit Niedriglohn keine Berufsausbildung hatten. 20,9 Prozent hatten eine anerkannte Berufsausbildung und nur 4,5 Prozent einen Hochschulabschluss.

Zu den Wirtschaftsbereichen mit den höchsten Anteilen an Niedriglohnjobs gehören Friseur- und Kosmetiksalons, die Taxibranche, Zeitarbeit, das Wäschereigewerbe und die Gastronomie.

Alarmierende Armut in deutschen Großstädten

Duisburg, 15. November 2012

Duisburg, 16. November 2012

Ein gefährlicher Trend entwickelt
sich in Deutschland zusehend: Die Armutsgefährdung steigt immer weiter
an. Besonders betroffen sind vor allem viele Bewohner deutscher
Großstädte.

Hier gilt schon jeder Fünfte als arm. Alarmierend ist die Lage vor allem vieler Bürger im Ruhrgebiet. In Dortmund und Duisburg lebt mittlerweile sogar jeder vierte Mitbürger in Armut. In der bundesweiten Statistik, den die Hans-Böckler-Stiftung aktuell aufgestellt hat werden die beiden Ruhrgebietsmetropolen allerdings nur noch von Leipzig übertroffen. In den süddeutschen Großstädten liegt die Armutsquote unter dem Bundesdurchschnitt, stieg aber zuletzt sogar auch in München.

Dazu lässt sich ein weiterer gefährlicher Trend erkennen. Während in den ostdeutschen Großstädten Leipzig und Dresden zwar immer noch überdurchschnittlich viele Menschen unter der Armutsgrenze leben sinkt die Quote dort stets, im Ruhrgebiet steigt diese an. Zum Teil dramatisch. So stieg die Quote in den vergangenen sechs Jahren, also von 2005 bis 2011, um fast ein Drittel. Für Duisburg haben die Forscher ein ganz besonders krasses Bild entwickelt. So sehen sie schon die „Stadt als Ganzes“ verarmt.

Eine Irritation haben die Wissenschaftler der Hans-Böckler Stiftung ausgemacht: Aktuell konnte kein unmittelbarer Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Armut festgestellt werden. Denn auch in Großstädten, wo zuletzt die Arbeitslosigkeit den Rückwärtsgang angetreten hat, stieg die Armut und Armutsgefährdung besonders.

Der Niedriglohnsektor scheint hier seine ganz hässliche Fratze zu zeigen. Die Politik muss hier endlich einschreiten, damit sich diese Trends nicht noch weiter verfestigen und schlussendlich umgekehrt werden.             

Niedriglohnsektor steigt immer weiter

Duisburg, 14. September 2012

Duisburg, 21. September 2012

Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten dieser Tage für Dumpinglöhne. Das Einkommen reicht selbst für Vollzeitkräfte nicht aus, um über die Runden zu kommen und ihre Familien zu ernähren. Dieses völlig unwürdige Ergebnis geht aus einer aktuellen Studie des Statistischen Bundesamtes (Destatis) in Wiesbaden hervor.

Demnach gingen 20,6 Prozent der Beschäftigten, die deutschlandweit in Unternehmen und Betrieben mit zehn oder mehr Beschäftigten arbeiteten einer Tätigkeit nach mit einem Einkommen im Niedriglohnsektor. 2006 waren noch 18,7 Prozent aller Arbeitnehmer im Niedriglohnsektor beschäftigt, ein krasser Anstieg.

?Mit dieser Steigerung setzte sich ein längerfristiger Trend fort?, fasste Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes, auf einer Pressekonferenz in Berlin die Ergebnisse der Erhebung der Struktur der Arbeitsverdienste 2010 zusammen.

Definiert ist ein Niedriglohn, wenn der Verdienst eines Arbeitnehmers kleiner ist als zwei Drittel des mittleren Verdienst aller Beschäftigten. Für das Jahr 2010 gelten Einkommen als Niedriglöhne, wenn diese unter 10,36 Euro pro Stunde brutto liegen.

Die meisten Niedriglohnbeschäftigten arbeiten in den Bereichen befristete Beschäftigung, Zeitarbeit, Mini-Jobs oder in Teilzeitbeschäftigung mit maximal 20 Wochenarbeitsstunden und werden offiziell als atypische Beschäftigung zusammen gefasst. Aus dieser Gruppe der atypischen Beschäftigten arbeitete fast jeder Zweite, genau 49,8 Prozent, im Niedriglohnbereich. Alleine 84,3 Prozent aller geringfügig Beschäftigten sind Niedriglohnempfänger.

Auch bei den Normalbeschäftigten, also Arbeitnehmer, die einer unbefristeten Beschäftigung nachgehen, liegt der Anteil derer, die im Niedriglohnsektor anzusiedeln sind, immer noch bei 10,8 Prozent. Vor allem Taxifahrer, Friseurinnen und Friseure oder Reinigungskräfte gehören dazu.

Wenig erstaunlich ist dabei die Tatsache, dass Arbeitnehmer, die nicht an einen Tarifvertrag gebunden sind zu 31 Prozent im Niedriglohnsektor arbeiten. Ein Resultat der freien Wirtschaft im Wirtschaftswunderland zwischen Flensburg und Berchtesgaden.