Beschäftigungswunder und sozialer Abstieg

Duisburg, 21. Dezember 2016

Duisburg, 05. Januar 2017

Seit 2004 wurden in Deutschland rund vier Millionen neuer Arbeitsplätze geschaffen. Mit diesem „Beschäftigungswunder“ hat aber nach Meinung des Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) auch das Risiko des sozialen Abstiegs zugenommen. Unsichere Beschäftigungsverhältnisse sind allerdings ein erheblicher Teil davon.

Denn rund 1,3 Millionen oder 36 Prozent dieser neuen Jobs sind eben keine regulären Arbeitsstellen, sondern unsichere Beschäftigungsverhältnisse. Zu den unsicheren Beschäftigungsverhältnissen werden Arbeitsplätze mit befristeten Verträgen, die zur Leiharbeit zählen, Minijobs oder kurze Teilzeitjobs gerechnet.

Denn nur eine Minderheit der Beschäftigten in der Privatwirtschaft ist überhaupt noch durch einen Tarifvertrag und einen Betriebsrat gedeckt. So sind es 34 Prozent im Westen und nur 25 Prozent im Osten.

Auf viele prekäre Arbeitsplätze haben Gewerkschaften und betriebliche Interessenvertreter keinen Einfluss, denn ihre organisatorischen Zuständigkeiten sind infolge von Outsourcing, Rückgriff auf Leiharbeit und Solo-Selbständige zerstückelt. Und gerade aus diesen Bereichen stammen viele, der neugeschaffenen Arbeitsplätze. So wie etwa aus der Arbeitnehmerentsendung in der Fleischindustrie, Minijobs im Dienstleistungssektor, dem Outsourcing öffentlicher Aufträge oder Subunternehmen in der Stahlindustrie.

Die Duisburger und Essener Forscher fordern deswegen für diese große Gruppe eine Eindämmung von prekären Jobs, einen neuen Beschäftigungspakt zwischen den Tarifpartnern, betriebliche Akteuren und staatliche Instanzen, ansonsten wird das Risiko des soziale Abstiegs für diese Beschäftigten mit Sicherheit nicht geringer werden.