Duisburg, 08. November 2016
Die Chancen und Aussichten von Geringqualifizierten auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind naturgemäß alles andere als gut. Niedriglöhne machen diese Situation natürlich auch nicht besser. Schon gar nicht Ausnahmen vom Mindestlohn. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Untersuchung des Instituts Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE).
„Hier weitere Ausnahmen vom Mindestlohn zu erlauben, wäre eher kontraproduktiv. Sie würden die Preiskonkurrenz bei einfachen Tätigkeiten verschärfen, ohne nachhaltige Perspektiven zu bieten“ stellten Dr. Claudia Weinkopf und Dr. Thorsten Kalina im neu erschienenen IAQ-Report dazu fest.
Trotzdem gibt es auch im Niedriglohnsektor unterschiedliche Entwicklungen. Denn von den Beschäftigten, die unter 8,50 Euro pro Stunde verdienen, war nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes in den Jahren 2014 und 2015 deutlich weniger als jeder Dritte tatsächlich gering qualifiziert. Die große Mehrheit hatte eine Berufsausbildung abgeschlossen oder sogar einen akademischen Abschluss erworben.
Auch die Jobchancen von gering Qualifizierten haben sich mittlerweile keineswegs so ungünstig entwickelt, wie man vermuten könnte. Ihre Arbeitslosenquote ging seit 2009 sogar leicht zurück, und in einigen Branchen und Tätigkeitsbereichen wurden gering Qualifizierte auch deutlich öfter eingestellt.
Häufig werden Gering oder auch Unqualifizierte mittlerweile allerdings auch von Bewerbern mit höherem Abschluss verdrängt. Knapp 55 Prozent der einfachen Tätigkeiten werden nämlich von berufsfachlich Qualifizierten, rund 38 Prozent von Personen ohne Abschluss und rund sieben Prozent sogar vermehrt von Akademikern ausgeübt.
Eine Empfehlung haben die Experten des IAQ für die Zukunft jedenfalls parat: „Die Firmen, aber auch Arbeitsagenturen und Jobcenter müssen die abschlussbezogene Aus- und Weiterbildung ausweiten. Dabei sollten die Aufstiegschancen von Beschäftigten, die unterwertig eingesetzt sind, gezielt gefördert werden. So lassen sich bei den einfachen Tätigkeiten mehr Einstiegspositionen für gering Qualifizierte und Langzeitarbeitslose erschließen“.